Bike Adventure
Wenn ich Dr. Google glauben darf, ist der Central Otago Rail Trail der erste Bike Trail, der dem neuseeländischen Bike Tourismus zum Aufschwung verholfen hat. Mittlerweile gibt es im Touristenbüro I-Site ein eigenes Büchlein mit Fahrradtouren.
Vor zwei Jahren haben wir in Runfurly auf unserer Tour auf der Südinsel übernachtet und es regnete ununterbrochen. Als wir am frühen Morgen die Türe des Apartments öffneten, stellten wir überrascht fest, dass nur unser Auto auf dem Parkplatz stand. Des Rätsels Lösung folgte später am Morgen. Ein Bus fährt vor und lädt das Gepäck sowie einige Biker mit ihren Fahrräder ein. Ein kleine Gruppe fährt trotz Regen mit dem Bike los.
Vom Motelbesitzer erfahren wir, dass es in der Region auf einem ehemaligen Bahntrasse einen Bike Trail gibt. Er wurde 2000 eröffnet, nachdem Anfang der 90er Jahre die Bahnlinie stillgelegt wurde. Der Trail führt über 152 Kilometer von Clyde auf 170 Meter über Meer zum höchsten Punkt zwischen Oturehua und Weederburn auf 618 Meter und dann über leicht onduliertes Gelände nach Ranfurly auf 423 Meter sowie weiteren 58 Kilometern nach Middlemarch auf 201 Meter. Der gesamte Trail kann man in Etappen während vier bis fünf Tagen bewältigen.
Um die Biker ist eine Industrie entstanden, Reiseveranstalter, die ganze Packages (Unterkunft, Bike Miete, Gepäcktransport und Begleitservice) anbieten, Hotels mit Transportmöglichkeiten, etliche Restaurants entlang der Route sowie Bike-Vermietstationen.
Die Radtour hat einen leichten Schwierigkeitsgrad. Sie führt über eine Teilstrecke der alten Eisenbahnstrecke (Cromwell nach Dunedin). Auf der Strecke werden zahlreiche kleine Brücken, Viadukte und Tunnels passiert und es gibt viele Möglichkeiten, historische Städtchen und malerische Dörfer zu besuchen.
Am Vortag habe ich mir beim Fahrradvermieter Off the Trail in Ranfurly ein Standard Bike reserviert. Gemäss dem Plan ist die Strecke nach Hyde (ca. 34 Kilometer) resp. nach Middlemarch (ca. 58 Kilometer) meist flach oder leicht abwärts verlaufend. Als ich um halb zwölf beim Vermieter ankomme, habe ich trotzdem etwas kalte Füsse. Beim Eintreten in das Geschäft entdecke ich einige E-Bikes. Wow, vielleicht kann ich meine Buchung noch ändern!? Leider nein, die Bikes sind für ein Fahrt mit einer Gruppe nach Queenstown reserviert.
Mike, der Inhaber von Off the Trail gibt mir zwei Bikes zum Ausprobieren. Ich nehme das mit dem grösseren Rahmen. Er rüstet mich mit einem Set Flickwerkzeug aus. Ich muss lachen und gestehe, ich hätte keine Ahnung, einen Reifen zu flicken. Ob der Trail so schlecht sei, will ich wissen. Eigentlich nein, aber die Mobilverbindung sei auf der Strecke meistens sehr schlecht, sodass ich auf mich angewiesen sei. Wir vereinbaren, dass Mike das Bike drei Stunden später in Hyde abholt.
Die ersten neun Kilometer gehen easy. Bei Waipiata bin ich das erste Mal unsicher, ob ich noch auf dem richtigen Trail bin. Ich gebe im GPS Kotonga ein. Das GPS findet den Ort nicht, Ein weiterer Versuch mit Hyde, sieht so aus, als ob ich in die richtige Richtung unterwegs bin. Nach langen 10 Kilometern sehe ich die Kotonga Lodge, also on track. Ich mache eine kurze Pause. Von hinten nähert sich eine kleine Gruppe. Eine freundliche Neuseeländerin erkundigt sich, ob bei mir alles ok sei. Mein Tempo wird langsamer, da ich jetzt Gegenwind habe. Ich wünsche mir mein gefedertes E-Bike herbei, auch weil der Sattel zunehmend umbequemer wird..
Immer wieder treffe ich auf die neuseeländische Gruppe. Mit ihren Stirnlampen leuchten sie mir den Prices Creek Tunnel aus, so muss ich nicht absteigen. Bei Titiroti verläuft der Track parallel zur Strasse. Ein Auto kommt angefahren. Es ist Ruedi, der mich von weitem erkannt hat. Jetzt liegen noch 6 Kilometer vor mir.
Kurz nach drei Uhr fahre ich über die letzte Brücke. Hoffotograf Rudi hält meine Zieleinfahrt fest. Ehrlich gesagt, bin ich etwas geschafft. Meine Oberschenkel brennen und trotz Vollbad schmerzen die Beine noch bis weit in die Nacht, trotzdem bin ich überglücklich!. Um über den gesamten Central Otago Rail Trail zu fahren, müsste ich vorgängig etwas trainieren, Radlerhosen tragen und ein Fahrrad mit einem weicheren Sattel ausleihen.
Silvia