Australasian Gannet Reserve
Für Nichtgolfer ist Cape Kidnapper berühmt für seine Tölpel Kolonien. Der Morus Serrator ist ein knapp gänsegrosser Meeresvogel. Trotz seines Namens gehört er eher zur Fauna Neuseelands als zu der Australiens. Dorthin zieht er im neuseeländischen Winter. Er erreicht eine Körpergrösse von 84 bis 91 Zentimeter. Die Flügelspanne beträgt zwischen 170 und 200 Zentimetern und der Vogel wiegt bis zu 3 Kilogramm.
Bis vor drei Wochen konnte man entweder zu Fuss oder mit einem roten Traktor mit Anhänger über den Strand zu den Kolonien wandern respektive gefahren werden. In Te Awanga wurden wir gestoppt. Aufgrund eines Felssturzes ist der Weg unter den Klippen am Meer entlang unpassierbar. Zudem ist der Weg nur bei Ebbe begehbar. Vom Parkplatz sieht man oberhalb der Klippen einen Fahrweg, aber wie kommen wir dorthin? Die Gennets interessieren uns nicht so sehr, aber wir möchten die Aussicht von Cape Kidnappers geniessen und uns den Golfplatz ansehen.

Beim Kaffee trinken erfahren wir, dass die Gannet Safaris, etwa einen Kilometer entfernt, Touren anbietet. Toni, unser Tourguide, ist ein wandelndes Lexikon und kennt das Cape wie seine Hosentasche. Seit 1973 hat er dort als Angestellter für verschiendene Besitzer gearbeitet.
1858 besiedelte die Gordon Familie aus England das Cape. Sie kamen mit zwei Schiffen, auf denen ihr ganzer Hausrat, Vieh und Baumaterial geladen war auf die Insel, um Viehwirtschaft (Rinder- und Schafzucht) zu betreiben. Zu dieser Zeit war Wolle noch ein wichtiges Exportprodukt. Das Gebiet war aber weit schwieriger zu bewirtschaften als sie glaubten. So wechselte es mehrere Male die Hand, bis schliesslich, Ende der 90 er Jahre, Julian Robertson, ein Hedge Fund Manager aus USA das 20 Quadratkilometer grosse Grundstück kaufte, um einen Golfplatz zu bauen und eine luxuriöse Lodge zu betreiben.
Allein das Erstellen der Zufahrtsstrasse kostete 8 Millionen. Um neben dem Golfplatz ein Naturreservat zu eröffnen, entfernte er 3000 wilde Ziegen und installierte 1200 Fallen, um eingeschleppte Possums und andere Nagetiere zu dezimieren. Danach errichtete er einen 11 Kilometer langen Schutzzaun für weitere 5,5 Millionen quer über das Gelände. Heute leben hier 70 Kiwis, sowie seltene Fledermäuse, Eisvögel, Takahe, Morpork Eulen ubnd Papageien. Die Strasse geht steil hoch und runter und ist sehr kurvig. Kunstvolle Brücken führen über verschiedene Schluchten (Gullies genannt). Bevor die neue Strasse gebaut wurde, wurden die Schluchten mit jeweils zwei Baumstämmen überwunden. Toni hat viele Anekdoten auf Lager, so zum Beispiel: “Because the golfers can’t drive straight, they had to build these bridges”!
Cape Kidnapper erhielt seinen Namen (einmal mehr) von Captain Cook. Sein Boot segelte mit zwei dunkelhäutigen Tahitianern als Gehilfen in der Bay. Maoris hielten diese für Sklaven und wollten sie befreien. Sie entführten den einen in ihrem Kanu. Cooks Mannschaft tötete einige Maori durch Gewehrschüsse und der Junge konnte zur Endeavour zurückschwimmen.
Auf halbem Weg gibt es einen ersten Halt auf einer Klippe und Toni erklärt uns anhand von Bildern, was es mit der Sperrung des Fussweges am Strand auf sich hat. Eine Steinlawine hatte sich am 23. Januar 2019 von den Klippen gelöst und zwei Koreaner verschüttet. Auch der rote Traktor mit 56 Passagieren auf dem Anhänger wurde nur um Meter vom Steinschlag verfehlt. Während er uns die Bilder des Unglücks zeigt, donnert an der besagten Stelle bereits wieder eine Steinlawine mit grossen Staubwolke runter (siehe Bild von gestern).
Endlich bei den Gannets angekommen, stinkt es zuerst mal fürchterlich. Rund 26’000 der monogamen Vögel brüten auf den 150 Meter hohen Kalksteinklippen. Auch für Laien (nicht an Ornithologie Interessierte) ist die Kolonie ein überwältigender Anblick. Ruedi knippst einige Dutzend Fotos und verpasst den offerierten Kaffee mit Biscuits.
Auf dem Rückweg preist Toni die landwirtschaftlichen Erzeugnisse der Hawkes Bay an. Wein und Früchte aller Art werden in der Region angebaut. Dieses Jahr werden 15 Millionen Kisten Äpfel nach Europa verschifft. Interessant ist, dass der Weisswein von Hawkes Bay mit 15% Trauben aus Marlborough angereichert wird. Offensichtlich ist das Label Marlborough (vor allem in Asien) beliebter als Hawkes Bay.
Nach drei Stunden bei grosser Hitze kommen wir müde zum Ausgangspunkt zurück. Den Golfplatz haben wir auch gesehen. Toni bestätigt, was wir von Freunden gehört haben. Der Platz kann als sehr schwierug eingestuft werden, die Fairways sind sehr eng und fallen immer wieder auf beiden Seiten ab. Der Rekord soll bei 36 verlorenen Bällen auf einer Runde liegen. Vor einigen Wochen hat Adam Scott, ehemalige Nummer 1 der Weltrangliste, den Par 71 Course mit 76 Schlägen gespielt.
So spielen wir am nächsten Tag «Bridge Pa» in Hastings, ein Top 50 Platz.
Silvia