Tasman Disneyland
“This must be a National Park for the people for all time” unter diesem Titel schrieb Gustav Weindorfer im Launceston Weekly Courier und im The Victorian Naturalist einen Artikel, nachdem er 1909 den Cradle Moutanin bestiegen hatte. Der gebürtige Österreicher war von der Landschaft beeindruckt, wollte Unterkünfte für Wanderer und Bergsteiger bauen und forderte die Regierung auf, das Gebiet mit einer Strasse zu erschliessen. Sein Wunsch wurde erfüllt und 1922 fand die Eröffnung des Cradle-Mountain-Lake-St.-Clair-Nationalparks statt.
Der Nationalpark liegt im zentralen tasmanischen Hochland. Der Park hat eine Größe von etwa 1612 km² und ist Teil des UNESCO-Welterbes Tasmanische Wildnis. Bergseen, Wasserfälle, Schluchten und Gebirgsketten prägen die Landschaft, unter anderem der höchste Berg Tasmaniens, der 1.617 m hohe Mount Ossa. In den niedrigeren Lagen gibt es größere Waldbestände. Es lassen sich vier Regionen unterschiedlicher Ausprägung unterscheiden: Die Cradle-Mountain-Region mit Mooren, Schluchten und Tälern, die Pelion Range, eine Ebene, die zerklüfteten Du Cane Range und schließlich die Lake-St.-Clair-Region, deren Höhepunkt der Lake St. Clair ist.
Gustav Weindorfer hatte einen guten Riecher. 2017 haben gemäss Statistik der Parkbehörde weit über 268’000 Touristen seinen National Park besucht. Das ist eine Steigerung um 50% innerhalb von nur 10 Jahren. Die Touristen werden im 10 Minuten Takt per Bus vom Visitor Center zum Lake Dove gekarrt. Die Fahrt dauert ca. 20 Minuten. Die Mehrheit der Touristen kommt aus China, Taiwan und Indien.
Die Wanderwege sind sehr gut ausgebaut. So sind viele Wanderer mit Turnschuhen oder sogar nur mit Flip-Flops unterwegs. Ob das im Sinn von Gustav Weindorf ist, ich bezweifle es. Der National Park verkommt zum Disneyland und wird, wie Barcelona und Venedig, eines Tages die Zahl der Besucher einschränken müssen. Schade, das ist die Kehrseite des Erfolgs.
Ruedi