Penguin Parade
Nach einer Fahrt von mehr als 8 Stunden auf dem Princes Highway entlang der Küste erreichen wir Phillip Island. Ich habe ganz am Ende der Halbinsel eine Lodge gebucht. Bevor wir einchecken, sehen wir uns noch den Eingang zum Phillip Island National Park an. Hier soll jeden Abend in der Dämmerung die Penguin Parade stattfinden. Es hat eine Tribüne für mehr als 3000 Zuschauer und einen entsprechend grossen Parkplatz, der kurz vor 6 Uhr noch leer ist, doch einer ist bereits da.
Wir fahren zurück zur Lodge und checken ein. Eine ältere Dame empfängt uns und schwärmt von der Penguin Parade. Sie meint: Es hat wirklich viele Zuschauer, aber die Mehrheit der Touristen wird die Tribüne wieder verlassen, wenn sie einige Pinguine gesehen haben. Sie kommen mit Bussen direkt von Melbourne angefahren und müssen am gleichen Abend wieder zurück.
Wir beziehen das Zimmer, essen etwas und fahren so gegen 19 Uhr zum Phillip National Park. Auf der Strasse hat es nun richtig Verkehr. Eine Kolonne von Autos, Wohnmobilen und Bussen fährt in Richtung National Park. Upps, vor zwei Stunden noch leer, jetzt ist der Parkplatz gut gefüllt.
Ich komme mir vor, wie wenn wir ein Fussballspiel oder ein Rockkonzert besuchen. Die Tickets sind rasch gelöst, da die vielen Bustouristen (mehrheitlich aus Asien und Indien) an einem separaten Eingang eingelassen werden.
Im Eingangsbereich des National Parks befindet sich ein Shop und ein Restaurant. Interessiert uns nicht, wir gehen über eine Rampe zu den Tribünen. Die ersten Reihen sind schon gut gefüllt. Mir fällt auf, dass es nur so von Park Ranger wimmelt. Warum wohl? Wir richten uns ein und warten. Nichts passiert und die Minuten verstreichen. Immer wieder wird per Lautsprecher darauf hingewiesen, dass das Fotografieren und Filmen nicht erlaubt ist, den die Tiere sollen nicht gestört werden. Fotos werden vom Park über eine App kostenlos zur Verfügung gestellt.
Langsam werde ich ungeduldig. Wo bleiben die Pinguine. Plötzlich wird es laut und einige Zuschauer zeigen aufs Wasser. Ich sehe nichts. Doch jetzt geht es los. Die ersten 10 bis 12 Tiere kommen aus dem Wasser, formieren sich zu einer Gruppe und watscheln an der Tribüne vorbei in Richtung Düne, welche mit kleinen Büschen bewachsen ist. Das Schauspiel wiederholt sich im Minutentakt. Jeden Abend kommen in diesem National Park etwa 1000 Tiere zum Übernachten ans Land.
Immer wieder werden Fotoapparate gezückt und Bilder geschossen. Die Ranger rennen umher und versuchen die Zuschauer zu stoppen. Sie haben keine Chance. Viele Touristen halten sich nicht an die Regeln. Wie von unserer Hausherrin Berny vorausgesagt, entleert sich die Tribüne und wir können in der vordersten Reihe dem Treiben zusehen.
Es wird kühler und kurz vor 9 machen wir uns auf dem Weg zum Auto. Von der Rampe aus, können wir die Pinguine aus der Nähe betrachten. Sie watscheln keine 20 cm entfernt zu ihren Nachtlagern und fühlen sich von den Menschen überhaupt nicht gestört.
Das Schauspiel ist einmalig und hat Spass gemacht, obwohl ich überhaupt kein Fan von Touristenansammlungen bin. Unglaublich mit welcher Hingabe die zahlreichen freiwilligen Ranger versuchen, die undisziplinierten Touristen in den Griff zu bekommen.
Ruedi